Pilze selber züchten
Pilze selber züchten, aber wie?
Es gibt einige verschiedene Wege Pilze bei sich Zuhause züchten zu können. Die Wichtigsten möchte ich dir hier vorstellen, sodass du einen Überblick bekommst, die Zuchtmethoden auf deine eigenen Bedürfnisse zuschneiden kannst und selber Erfolg mit der Pilzzucht hast.
Die verschieden Methoden sind vom wenigsten Aufwand bis zum größten Aufwand sortiert. Meistens wird die Qualität der Pilze besser, je mehr Aufwand und Technik du in die Zucht reinstecken möchtest, aber auch fast ohne Aufwand kannst du super frische Bio Pilze in der eigenen Küche ernten.
Grundsätzlich funktioniert die Pilzzucht in etwa so: Es wird Mycel(der Pilzorganismus) auf einem Nährmedium vermehrt und dann auf sterilisierten Körnern weitervermehrt, die man dann Körnerbrut nennt. Dann mischt man ein Substrat auf dem der Pilz wachsen soll, füllt es in Beutel ab und sterilisiert/ pasteurisiert es. Jetzt “beimpft” man das Substrat mit der Körnerbrut und lässt das Mycel durchs Substrat wachsen. Wenn das Substrat fertig durchwachsen ist stellt man den Beutel in eine Umgebung mit möglichst guten Luftbedingungen und schneidet ihn auf. Jetzt wachsen die Pilze heraus und du kannst sie ernten.
Wenn du jetzt Pilze, wie z.B. Austernpilze selber züchten möchtest kannst du selber entscheiden bei welchem Produktionsschritt du anfangen möchtest. Wenn du noch keine Erfahrung mit der Pilzzucht hast fängst du am Besten mit dem letzten Schritt an und kaufst fertig Durchwachsene Pilzzuchtsets/Substratbeutel. Die Herausvorderung ist dann die richtigen Luftbedingungen zu schaffen, sodass die Pilze möglichst gut wachsen.
Und du brauchst dir keine Sorgen machen, denn auch bei nicht idealen Bedingungen werden die Pilze wachsen; aber je näher die Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Frischluftzufuhr an den idealen Werten liegen, desto besser werden die Pilze aussehen und desto mehr kannst du ernten.
Und es gilt auch bei der Pilzzucht Zuhause die 80/20 Regel, sodass du mit 20% des Aufwandes 80% der möglichen Qualität der Pilze erreichst.
Die Anbaumethoden:
- Offen in der Küche/im Keller, du brauchst nur einen Wassersprüher(Kosten ~2€)
- Mit einer Plastiktüte als Feuchtigkeitskuppel(Kosten ~2€)
- In einer Kiste mit Lüftungslöchern und Granulat zum Feucht halten (Kosten ~10€)
- In einem Mini Gewächshaus mit Befeuchtungsanlage und Lüfter (Kosten ~80€-140€)
Gesondert noch:
- Auf einem Strohballen
- Auf einem Baumstamm
- In einem Pilzbeet/ normalen Beet
1. Offen in der Küche
Dies ist der einfachste Weg frische Pilze bei sich ernten zu können, allerdings ist man etwas auf die Bedingungen in dem Raum in dem man das Zuchtset aufstellt angewiesen und wenn es sehr trocken ist können die Pilzkappen austrocknen.
Im Prinzip bestellst du einfach ein Pilzzuchtset mit Austernpilzen, stellst es z.B. in der Küche auf und schneidest es an. Für etwas höhere Luftfeuchtigkeit sorgt die Papiertüte in der das Zuchtset geliefert wird. Jetzt musst du nur die offene Stelle ein bis drei mal pro Tag mit Wasser besprühen, bis die kleinen Pilze(Primordien) nach ca. 7 Tagen zu sehen sind. Sobald die Primordien zu sehen sind nicht mehr direkt die Pilze besprühen, sondern nur versuchen die Umgebung von den Pilzen feucht zu halten. Das geht z.B. indem du den Rand der Tüte vom Zuchtset besprühst, oder nasse Küchentücher/ ein Nassen Handtuch mit reinlegst. Nach ca.7 weiteren Tagen sollten die Pilze erntereif sein. Am besten erntet man die Kappen bevor sie sich komplett hochbiegen und noch etwas eingerollt sind. Die Pilze, die man nicht direkt verwenden möchte kann man bis zu einer Woche offen im Gemüsefach lagern. Nach ein paar Tagen fangen sie nur an leicht trocken zu werden, was zum braten zum Beispiel eher gut ist, weil man weniger Wasser rausbraten muss.
2. Mit einer Tüte als Feuchtigkeitskuppel:
Im Prinzip machst du alles gleich, außer, dass du das Zuchtset am Besten in einen Behälter stellst und dann irgendwie eine Tüte über dem Substratbeutel befestigst, sodass die Luftfeuchtigkeit beim Wachsen der Pilze höher ist und sie besser dadurch wachsen/ weniger austrocknen. Währen dem Wachsen der Pilze kannst du dann etwas Wasser in den Behälter füllen oder ein Handtuch reinlegen und feucht halten. Wichtig ist, dass der Luftaustausch gut ist, sodass der CO2 Gehalt nicht zu hoch wird; was du an lang gewachsenen Stielen erkennen würdest.
3. In einer Kiste mit Lüftungslöchern
Diese Zuchtweise im am Anfang mit etwas Aufwand verbunden, aber danach muss man beim Wachsen der Pilze nicht mehr viel beachten und kann ziemlich gute Pilze am Ende ernten. Der Aufwand lohnt sich also auf jeden Fall.
Als Kiste kannst du jede durchsichtige Plastikkiste nehmen, aber besonders IKEA Kisten gehen sehr gut und sind zudem lebensmittelecht. Eine kleine Kiste reicht für einen Substratbeutel und eine große für bis zu vier. In die Seitenwände der Kiste schneidest du 4-8 Lüftungslöcher mit ca. 4cm Durchmesser und jeweils die Hälfte 6cm über dem Boden und knapp unter der Oberkante. Über die Lüftungslöcher klebst du Fliegengitter oder Papierfilter(z.B. einlagige Teefilter) mit Klebeband oder Kleber(z.B. Heißkleber).
Den Boden der Box befüllst du mit einer ca. 5cm dicken Schicht aus Tongranulat/porösem Material(Blähton o.ä.). Jetzt füllst du ca. 3-4cm Wasser in die Box.
Jetzt stellst des Substratbeutel auf das Granulat. Je nachdem wieviel Platz in der Kiste ist(und je nach Sorte) kannst du den Beutel an der Seite, oder oben aufschneiden. Die aufgeschnitten Stelle kannst du in den ersten Tagen noch mit Wasser zu besprühen um beim Fruchten/ dem wachsen der Primordien zu helfen.
4. In einem Mini Gewächshaus mit Befeuchtungsanlage
Diese Zuchtweise lohnt sich für die, die regelmäßig Pilze züchten möchten und Platz für eine kleines Mini Gewächshaus im Haus haben. Im Prinzip brauchst du ein Mini Gewächshaus deiner Wahl, einen Luftbefeuchter(keinen Digitalen, wenn du einen InkBird Feuchtigkeitsregler benutzen willst), einen Lüfter und am besten einen Feuchtigkeitsregler(InkBird). Mit einem Lüfter mit Hepa-Filter kannst du noch Frischluft ins Mini Gewächshaus leiten und je nach Bedarf kannst du Lüftungslöcher ins Mini Gewächshaus schneiden und mit Fliegengitter überkleben. Als Untergrund kann man gut den Deckel einer großen IKEA Kiste nehmen.
Um Geld zu sparen, kannst du den Feuchtigkeitsregler und den Lüfter weglassen.
Jetzt baust du alles auf, befüllst den Befeuchter mit(am Besten Destilliertem) Wasser und kannst dann direkt loslegen. Mit einem InkBird Feuchtigkeitsregler kannst du den Luftbefeuchter auf ~92% einstellen und musst dann fast nichts mehr während dem Wachsen der Pilze tun außer den Luftbefeuchter aufzufüllen.
Auch wenn die Technik insgesamt ein bisschen Geld kosten und das Ganze ein bisschen Aufwand ist kannst du hiermit sehr gute Pilze züchten. Das einzige was noch fehlen würde wäre eine Weise die Temperatur zu kontrollieren, aber da würden eigentlich nur mobile Klimaanlagen in Frage kommen, die auf Amazon bei so 170€-250€ Anfangen. Und da der Luftbefeuchter die Luft schon etwas Abkühlt und es einfacher ist einen bereits nicht zu warmen Raum zu finden, als eine Mobile Klimaanlage zu kaufen, macht die Temperaturkontrolle für die Meisten keinen Sinn. Außer du möchtest deine gezüchteten Pilze Verkaufen, dann könnte es sich schon lohnen.
Auf einem Strohballen/ Auf einem Baumstamm/ In einem Pilzbeet/ normalen Beet
Für diese Zuchtmethoden werde ich demnächst noch detailliertere Anleitungen schreiben, aber für die Strohballenzucht würdest du Körnerbrut bestellen und dann einen nassen Strohballen damit beimpfen. Um Pilze auf Baumstämmen zu Züchten bräuchtest du Brut aus Sägemehl und würdest die Baumstämme damit beimpfen. Um ein Pilzbeet zu erstellen vergräbst du einen ausgepackten Substratblock(ohne Beutel) mit feuchtem Stroh und/ oder Ästen/Holzschnitzeln. Du kannst den Substratblock auch in kleine Stücke brechen, mit feuchtem Stroh vermischen und mit Erde bedecken.
Bei Fragen zu den Zuchtmethoden oder wenn du beim Aufbau Hilfe/Tipps brauchst, schreibe gerne eine Mail an boehme.edelpilze@gmail.com